essenzielles über das Update des Nutri-Scores

Trommelwirbel, bitte! Der Nutri-Score hat ein frisches Update bekommen.
Seit 2020 findet sich die bunte Farbskala auf immer mehr Produkten und soll dabei helfen, gesündere Entscheidungen beim Einkaufen zu treffen. Aber mal ehrlich, ...

... hat der Nutri-Score nicht auch das ein oder andere Fragezeichen in Gesichtern verursacht? Höchste Zeit also für eine Verbesserung des Bewertungssystems. Von neuen Kriterien bis hin zu verbesserten Bewertungsmethoden – wir nehmen das Update ganz genau unter die Lupe.

 

Was ist der Nutri-Score?

Seit 2020 drucken herstellende Unternehmen den Nutri-Score freiwillig auf die Vorderseite ihrer Verpackungen. Das Ziel dabei: Der Score soll die Nährstoffe erkennbar und den Gesundheitswert von verpackten Produkten auf den ersten Blick vergleichbar machen. Dafür werden der Anteil verschiedener Nährstoffe und Zutaten, wie gesättigte Fette, Zucker, Proteine, Salz und Ballaststoffe, und die Gesamtkalorien bewertet. Der Nutri-Score wird dann durch Berechnungsformeln ermittelt und in der jeweiligen Farb- und Buchstabenkombination (dunkelgrün: A, hellgrün: B, gelb: C, orange: D, rot: E) angegeben. Das grüne A ist dabei auf Produkten mit der besten Bewertung zu finden, das rote E auf Produkten mit der schlechtesten Bewertung.

Ein guter Grundgedanke – wären da nicht ein paar Fehler im System. Denn die bloße Bewertung der Nährstoffe kann durchaus Verwirrung stiften. So bekommen Fertig-Kartoffelklöße einen besseren Score als Oliven. Und Goldbären sollen gesünder als 85%ige Zartbitterschokolade sein. Und nicht nur das! Weitere Kuriositäten und alle Infos zum Nutri-Score findest du in unserem ersten Blogpost zum Thema: „NUTRI-SCORE: FEHLER IM SYSTEM!“.

Nicht ohne Grund kam viel Kritik an dem Nutri-Score auf, die das Update des Bewertungssystems schmälern soll. Dafür wurde der Algorithmus angepasst, um die Zuverlässigkeit des Scores zu erhöhen.

 

 

Schauen wir uns an, was sich verändern wird:

  • Beim Gehalt von Ballaststoffen gibt es Änderungen: Bisher konnte die Lebensmittelindustrie einem Produkt 0,9 g Ballaststoffe zusetzen und somit den Score verbessern. Das geht jetzt erst ab 3 g Ballaststoffen auf 100 g des Produkts. Die maximale Punktzahl für den Ballaststoffgehalt erreicht ein Produkt jetzt erst mit 7,4 g, anstatt wie bisher mit 4,7 g. Viele Zahlen, aber was bedeutet das? Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffgehalt, wie zum Beispiel Vollkornprodukte, werden ein bisschen mehr von Weißmehl-Produkten abgegrenzt und die weniger gesunden Produkte haben es schwerer, einen guten Score zu bekommen.

  • Auch die Bewertung von Zucker wird strenger: Je mehr Zucker ein Lebensmittel oder ein Getränk enthält, desto schlechter der Score. Gleiches gilt auch für Süßstoffe wie Cyclamat, Aspartam oder Saccharin, die bisher gar nicht berücksichtigt wurden. Der Nutri-Score soll nicht mehr dazu führen, dass bei der Lebensmittelherstellung Zucker einfach durch Süßstoffe ersetzt und somit der Score verbessert wird. Die sogenannten Zuckeralkohole wie Maltit und Xylit werden allerdings weiterhin nicht berücksichtigt.

  • Nüsse, Saaten und Öle schnitten bisher durch ihren hohen Fett- und Kaloriengehalt schlecht ab. Mit dem Update werden sie in einer neuen Kategorie zusammengefasst und bekommen dadurch endlich eine faire Chance. Ihr Nutri-Score wird ähnlich wie der von allgemeinen Lebensmitteln ermittelt. Allerdings wird der Energiegehalt anders bewertet und der Fokus liegt eher auf dem Anteil an ungesättigten und gesättigten Fettsäuren. Pflanzliche Fette und Nüsse mit vielen ungesättigten Fettsäuren bekommen daher einen besseren Score als bisher.

  • Besonders eiweißreiche Lebensmittel erhalten mit der Neuerung mehr Punkte, die sich positiv auf den Score auswirken. So bekommt eiweißreiches Fleisch vom Hühnchen mit 20 g Protein pro 100 g nun 7 Protein-Punkte, die den Nutri-Score verbessern. Zuvor wurden lediglich 5 Punkte vergeben. Rotes Fleisch jedoch kann höchstens 2 Punkte für seinen Protein-Gehalt erhalten – vor dem Update waren 5 Punkte möglich. Es bekommt also eine schlechtere Bewertung als Geflügel und Fisch.

  • Und Salz? Nun ja, auch das wird strenger bewertet: Je mehr Salz ein Produkt enthält, desto schlechter der Nutri-‍Score.

 

… unter die Lupe genommen

Soweit, so gut – die Anpassungen des Nutri-Scores bringen tatsächlich ein bisschen mehr Klarheit. So schneiden Getränke mit Süßungsmitteln mit der Neuerung meist eine Kategorie schlechter ab als bisher. Und auch bei den Ballaststoffen sorgt das Update dafür, dass beim Einkauf leichter zwischen ungesund und gesünder unterschieden werden kann.

Aber Achtung: Nicht alle Neuerungen sind sinnvoll. In unserem letzten Blogpost zum Nutri-Score haben wir schon ausführlich beschrieben, dass nicht nur der Zuckergehalt, sondern auch der Kohlenhydratgehalt insgesamt sehr bedeutend für den Gesundheitswert eines Produktes ist. Denn der Körper spaltet bei der Verdauung die Stärke in einzelne Zuckermoleküle auf – berücksichtigt wird das vom Nutri-Score aber nicht.

Umgekehrt ist es mit Salz und gesättigten Fettsäuren: Diese beiden Nährstoffe wirken sich negativ auf den Nutri-Score aus, obwohl die Wissenschaft sich da uneins ist. Dass hohe Salzgehalte jetzt noch strenger bewertet werden als zuvor, können wir nicht nachvollziehen. Auch die neue Unterscheidung beim Fleisch ergibt wenig Sinn, wo doch Haltung und Fütterung der Tiere und der Verarbeitungsgrad so viel mehr Einfluss auf die Qualität von Fleisch haben, als die Art des Tieres.
Klar ist: Wenn bei der Berechnung des Nutri-Scores der Fokus auf solchen Nährstoffen liegt, verfälscht dies das ganze System.

 

… und die essenZ daraus:

Der Nutri-Score soll verarbeitete Produkte miteinander vergleichbar machen und bewertet dafür die Anteile unterschiedlicher Nährstoffe. Du solltest dich beim Einkauf aber keinesfalls blind auf diese Bewertung verlassen! Ob ein Produkt nämlich Zusatzstoffe wie Aromen, Farbstoffe oder Geschmacksverstärker enthält, zeigt der Nutri-Score nicht an. Und auch wie stark ein Lebensmittel verarbeitet wurde, kann man an dem Score nicht ablesen.
Ganz nach dem Motto „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, bedeutet auch ein grünes A nicht automatisch, dass es sich um ein gesundes Produkt handelt. Ein Blick auf die Zutatenliste bleibt also unabdingbar, wenn du Produkte miteinander vergleichen willst.

Unsere Devise lautet weiterhin: Je unverarbeiteter und natürlicher ein Produkt ist, desto besser ist das für die eigene Gesundheit. So kommt bei uns möglichst Naturbelassenes auf die Teller, wie zum Beispiel bei unserer Regenbogen-Bowl mit Ziegenfrischkäse-Dip,  dem sommerbunten Gemüse mit Hähnchen aus dem Ofen oder in vielen weiteren unserer Rezepte.


Das Update des Nutri-Scores:
Die aktualisierte Berechnungsmethode des Nutri-Scores trat am 31. Dezember 2023 in Kraft. Bis Ende 2025 gilt eine Übergangsfrist für bereits registrierte Unternehmen zur Umstellung der Kennzeichnung auf ihren Produkten. Diese soll verhindern, dass bereits produzierte Waren oder Verpackungen vernichtet werden müssen.

Lebensmittel, die im Jahr 2024 neu produziert werden, müssen aber auf jeden Fall mit dem neuen Nutri-Score berechnet werden. Erst ab dem 1. Januar 2026 darf nur noch der Nutri-Score mit der neuen Berechnungsmethode verwendet werden.

Leider führt das dazu, dass ein und dasselbe Lebensmittel theoretisch zwei unterschiedliche Nutri-Scores auf der Verpackung haben kann. Für Verbraucher:innen ist nicht zu erkennen, ob die alte oder die neue Nutri-Score-Berechnung angewendet wurde.


 Ein genauer Blick auf die Zutatenliste und die Nährwerttabelle bleibt also essenZiell!

 

  

(Antonia Hagedorn, Janina Kaiser)


Bildquelle: © LukaTDB / Getty Images

Mittwoch, 01 Mai 2024 05:09